Häusliche PFLEGE stärken – lokale HILFENETZWERKE ausbauen

Steuergruppe Senioren für mehr Entlastungs- und Unterstützungsangebote

Wenn der Pflegefall eintritt, ist oft von heute auf morgen alles anders. Für den pflegebedürftigen Menschen selbst ebenso wie für die Angehörigen, die die Pflege organisieren und sich in ihre neue Rolle einfinden müssen. Um Überforderung zu vermeiden und Pflegekrisen abzuwenden, braucht es gerade auf lokaler Ebene ein verlässliches Hilfenetzwerk: denn Pflege findet in vier von fünf Fällen zu Hause statt. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die über kurz oder lang jeden Menschen betrifft.

Pflegende Angehörige leisten – oft parallel zu ihren beruflichen und familiären Verpflichtungen, unabhängig von ihrem Alter– rund um die Uhr Unterstützung in allen Lebensbereichen: bei der gesundheitlichen und hauswirtschaftlichen Versorgung, beim Waschen und beim Toilettengang, beim Gehen, An- und Auskleiden sowie in der psychosozialen Begleitung. Gerade wenn demenziell erkrankte Familienmitglieder zu versorgen sind oder ein Pflegegrad über 2 vorliegt, kommen viele pflegende Angehörige über kurz oder lang an ihre Belastungsgrenze.

Zur Überforderung kommt es aber auch dann, wenn der Pflegebedarf akut auftritt, ausgelöst durch eine schwere Erkrankung oder einen Unfall. Die Entlassung aus dem Krankenhaus steht an, ohne dass das Wohnumfeld auf die neue Situation hin angepasst oder ein Pflegedienst verpflichtet werden konnte. Auf sich alleine gestellt geraten Angehörige dann sehr schnell in eine echte Pflegekrise, die oft mit einer erneuten Klinikeinweisung der pflegebedürftigen Person endet.

Vor diesem Hintergrund plädiert die Steuergruppe Senioren für die Region Landshut dafür, die Entlastungs- und Hilfsangebote für pflegende Angehörige vor Ort weiter auszubauen. Viele Gemeinden in der Region Landshut sind sich ihrer Verantwortung sehr bewusst und arbeiten daran, sich mit Blick auf das Thema häusliche Pflege gut aufzustellen. Der Ausbau von Tagespflegeinrichtungen, ambulant betreuten Wohngemeinschaften, Quartiersmanagement, Betreuungsgruppen, Besuchsdiensten und Nachbarschaftshilfen schreitet mancherorts gut voran, doch gibt es in einigen Regionen und Bereichen noch deutliche Versorgungslücken.

Handlungsbedarf sieht die Steuergruppe Senioren insbesondere bei der Hilfestellung in Pflegekrisensituationen. Sie empfiehlt deshalb, einen Pflegekrisendienst zu schaffen, der im Notfall schnell und unkompliziert helfen kann. Ein solcher Dienst ist sieben Tage die Woche erreichbar und bietet für einige Tage eine häusliche Grund- und Behandlungspflege durch qualifiziertes Personal – sofern keine andere Lösung gefunden werden konnte und Angehörige dazu nicht in der Lage sind. Damit ist nicht nur die Versorgung der pflegebedürftigen Person gesichert, auch die Angehörigen werden unterstützt, sich in die Pflegeaufgabe einzufinden. Nicht zuletzt werden unnötige Klinikeinweisungen vermieden.

Eine wichtige Größe im Hilfenetzwerk einer Kommune ist auch eine gut funktionierende Nachbarschaftshilfe, die sowohl in einer Pflegekrise als auch im eingespielten Pflegealltag gut entlasten kann, sei es durch Hilfe beim Einkauf, bei kleineren Aufgaben im Haushalt oder Garten, durch Fahr- oder Besuchsdienste. Diese Form der ehrenamtlichen Hilfe anzustoßen und zu fördern ist aus Sicht der Steuergruppe Senioren eine weitere wichtige Aufgabe der Kommunen. Pflegende Angehörige dürfen nicht allein gelassen werden, denn Pflege kann auf Dauer nur gemeinsam gelingen.

 

Bildbeschreibung:
Die Steuergruppe Senioren für die Region Landshut setzt sich dafür ein, die Entlastungs- und Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige in den Kommunen weiter auszubauen.
Foto:
C. Weinzierl

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