POETISCHES von Oskar STOCK: „Dick durchs Leben“ – „Fastenkur“

Dick durchs Leben

 

Felix war von Jugend her …

ein braves Kind, doch äußerst schwer,

und schon in zarten Babytagen

konnt’ ihn die Mutter kaum noch tragen.

So saß er in der Wiege dann,

aß sich ein kleines Bäuchlein an,

schlief träge in den Tag hinein;

er war sogar zu faul zum Schrein.

Im Kindergarten war’s nicht besser:

Er war der Beste aller Esser,

und währenddessen alles spielte,

er seinen Magen ständig füllte.

Auch in der Schule war er groß,

allein im Schnabulieren bloß,

und statt in Rechnen, and’ren Sachen,

war Erster er im Brotzeitmachen.

In spät’ren Jahren, schwergewichtig,

ward er zum Mann und aß erst richtig;

er schleckte, trank und naschte eben,

und fraß sich schließlich so durchs Leben.

Sein erstes Liebesabenteuer,

es war bei einer Weihnachtsfeier,

war eine Wurstverkäuferin,

mit blondem Haar und Doppelkinn.

 

An dieser blieb er dann auch kleben,

der Würste und der Brotzeit wegen,

da sie recht hübsch von Angesicht,

und außerdem kein Leichtgewicht.

So leben beide kugelrund …

nach der Devise: „In den Mund“,

sind glücklich stets, denn heut’ ist heut’ –

und sammeln Speck für schlechte Zeit.

Fastenkur

 

Die Liesl achtet auf Diät,

auf dass die Pfunde fallen …

und will in Kürze, wenn es geht,

die Schlankeste sein von allen.

Doch hat die strenge Fastenkur

auch einen Fehler – leider;

ihr Maxl sieht’s mit Schaudern nur –

jetzt braucht sie neue Kleider.

Foto: Oskar Stock priv.

 

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